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An
das Sekretariat
Wassenaar-Abkommen über Exportkontrollen für
konventionelle Waffen und "dual use" Güter und
Technologien
Mahlerstrasse 14, 1010 Wien, Österreich
Mit der Bitte um Weitergabe dieser Stellungnahme an die
Repräsentanten der 33 teilnehmenden Staaten des
Wassenaar-Abkommens.
KRYPTOGRAPHIE IST KEINE WAFFE, SONDERN SCHÜTZT DAS
BÜRGERRECHT
PRÄMISSE: Die erklärten Ziele des
Wassenaar-Abkommens über konventionelle Waffen und
"dual use" Güter- und Technologien sind:
Das Wassenaar-Abkommen wurde etabliert, um zur regionalen
und internationalen Sicherheit und Stabilität
beizutragen, indem Transparenz und mehr Verantwortung bei
dem Transfer von konventionellen Waffen und "dual use"
Gütern gefördert werden und so destabilisierenden
Anhäufungen vorzubeugen. Teilnehmende Staaten werden
mit Hilfe ihrer Innenpolitik anstreben, sicherzustellen,
daß Transfers dieser Güter nicht zur Entwicklung
oder zur Erhöhung militärischen Potentials, das
diese Ziele unterminiert, beitragen, und sollten solche
Potentiale nicht unterstützen.
Das Abkommen wird die existierenden Kontrollsysteme für
Massenvernichtungswaffen und deren Liefersysteme sowie auch
andere international anerkannte Maßstäbe, die zur
Förderung von höherer Transparenz und
Verantwortung entwickelt wurden, ergänzen und
bestärken, indem es die Aufmerksamkeit auf die
Verletzungen des internationalen und regionalen Friedens und
der Sicherheit lenkt, die durch den Transfer von Waffen und
sensitiven zweifach genutzten Gütern entstehen, wo die
Risiken für hoch erachtet werden.
Dieses Abkommen soll auch zu einer höheren
Kooperationsbereitschaft beitragen, dem Erwerb von Waffen
und sensitiven zweifach genutzten Gütern für
militärische Zwecke vorzubeugen, wenn die Lage in einer
Region oder das Verhalten eines Staates Grund zu ernsthafter
Sorge für die teilnehmenden Staaten gibt oder geben
wird.
Dieses Abkommen wird gegen keinen Staat und keine
Staatengruppe gerichtet sein und wird keine tatsächlich
zivilen Transaktionen behindern. Noch wird es sich in die
Rechte eines Staates einmischen, legitime Güter zum
Zwecke der Verteidigung gemäß Artikel 51 der
Charter der Vereinten Nationen zu erwerben.
Die unterzeichneten Mitglieder der Global Internet
Liberty Campaign halten dazu fest:
- Offensive Waffen und Technologien gefährden die
regionale und internationale Sicherheit und
Stabilität
- Rein defensive Waffen und Technologien tragen zur
regionalen und internationalen Sicherheit und
Stabilität bei, indem sie die Tendenz von
Nachbarstaaten reduzieren, Krieg gegeneinander zu
führen;
- Im Falle der Kryptographie handelt es sich um eine
rein defensive Technologie, deren einziges Ziel es ist,
den Besitz von Informationen zu verteidigen und zu
schützen;
- Auch wenn Verschlüsselungsprogramme bei
Raketenkommando- und Kontrollsystemen verwendet werden
können, haben Produkte, die für derartige
Anwendungen entworfen wurden, mit deren kommerziellen
Pendants wenig gemeinsam, da erstere so gefertigt werden
müssen, dass sie stringent militärischen
Anforderungen genügen;
- Kryptographische Produkte, die für den
kommerziellen Bedarf entworfen wurden, sind deshalb von
ihrem militärischen Pendant gut zu
unterscheiden;
- Exportkontrollen für
Verschlüsselungsprogramme schaden gesetzestreuen
Unternehmen und Staatsbürgern, ohne dass sie
irgendeine signifikante Auswirkung auf die Fähigkeit
von Kriminellen, Terroristen oder kriegführenden
Staaten haben, jedes gewünschte Produkt zu
erwerben.
- Exportrestriktionen, die von den bedeutendsten
Exportnationen kryptographischer Produkte verhängt
wurden, schränken die Fähigkeit anderer
Nationen ein, sich gegen elektronische Kriegsangriffe auf
ihre lebenswichtige Infrastruktur zu verteidigen;
- Freie Benutzung und Vertrieb kryptographischer
Software sind essentiell, um Leben und Freiheit von
Menschenrechtsaktivisten, Journalisten und politischen
Aktivisten weltweit überall dort zu schützen,
wo diese gefährdet sind;
- Jegliche Restriktion der Benutzung von
Kryptographie-Programmen ist in der Praxis nicht
durchsetzbar, da die elementaren mathematischen und
algorithmischen Methoden starker Verschlüsselung
überall publiziert sind und von jedem, der in dieser
Materie ausgebildet ist, in die Software implementiert
werden können.
- Die steigende Nutzung öffentlicher Netzwerke,
über die solche Produkte elektronisch in beliebiger
Form verteilt werden können, die
Undurchführbarkeit von Exportkontrollen;
- Jeglicher Anspruch auf "key-escrow" oder
"key-recovery" Systeme schafft ein inhärentes und
unnötiges Risiko dass persönliche Kommunikation
abgefangen wird und begünstigt den illegalen Zugang
zu sensitiven finanziellen Transaktionen durch
Kriminelle. Das wurde wiederholt von führenden
Experten der Kryptographie und Computerkommunikation
dokumentiert;
- In Anerkennung, dass die große Mehrheit der
nationalen Regierungen, die das Wassenaar-Abkommen
unterzeichnet haben, die Wichtigkeit des zivilen und
kommerziellen Marktes für kryptographische Produkte
begrüßen und keine exzessiven Restriktionen
verhängen,
- verweisen wir auf die von der OECD verabschiedeten
Richtlinen. Diese besagen, daß die "fundamentalen
Rechte jedes Menschen auf Privatsphäre, vertrauliche
Kommunikation und den Schutz persönlicher Daten, bei
nationalen kryptographischen Praktiken und für die
Implementierung und den Gebrauch von kryptographischen
Methoden respektiert werden sollten";
Die unterzeichneten Mitglieder der "Global Internet
Liberty Campaign" (GILC)
SIND ÜBERZEUGT, daß Exportkontrollen
für Kryptographie als Defensiv- Technologie nicht
durch das Wassenaar-Abkommen gerechtfertigt sind und
tatsächlich im Widerspruch zu den Prinzipien, auf
dem es basiert, stehen;
DRINGEN DARAUF, daß Exportkontrollen für
Kryptographie rückgängig gemacht werden;
DRINGEN DARAUF, daß es keine Interpretation des
Wassenaar Abkommens gibt, die weiterhin die globale
Verteilung, die Entwicklung oder den Gebrauch von starker
Verschlüsselungshardware oder -Software
einschränkt oder verbietet;
RUFEN alle Mitgliedsstaaten dazu AUF, dem Geist des
Wassenaar-Abkommens (1996) zu entsprechen, das
ausdrücklich alle Kontrollen über den
Massenmarkt und freier Software (Public Domain Software)
wie in der General Software Note festgehaltenist,
ausschließt; und
APPELLIEREN AN alle Delegierten der Signaturstaaten
des Wassenaar-Abkommens, die negative Auswirkung
existierender Kontrollen von Kryptographie-Produkten zu
erkennen und solche Restriktionen aus zukünftigen
Überarbeitungen des Abkommens zu entfernen.
Hochachtungsvoll
Translation by Karin Kopocz
<karin.kopocz@GDM.DE>
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